Psychotherapie

Psychotherapie basiert vom Behandler abhängig normalerweise auf der Umsetzung eines Paradigmas (Grundsatzes). Die grundlegenden, etablierten Paradigmen in der angewandten Therapie sind das:

  • Physiologische, das
  • psychoanalytische,
  • das lerntheoretische oder behavioristische,
  • das kognitive,
  • das humanistische oder existentialistische und
  • das neurolinguistisch-programmierende bzw. das systemische, das lösungsorientiert ist.

Allen diese Systeme gehen von jeweils spezifischen Annahmen über die menschliche Psyche aus und formulieren Modelle, nach denen psychische Diagnostik und Intervention bzw. Heilung abzulaufen haben. Selbstverständlich gibt kein Paradigma – vergleichbar mit den Atommodellen in der Physik – die Realität wieder, solange diese nicht tatsächlich direkt wahrgenommen werden kann. Sie sind nur Modelle, nach denen wir handeln. Die innere Realität des Patienten sieht anders aus. Dies darf man als Behandler nie vergessen!

Daraus ergeben sich unendliche, rational und emotional geführte Diskussionen unter Vertretern der jeweiligen Richtung darüber, was nun der Wahrheit am nächsten kommt, welche Interventionsmuster angebracht sind und welches sich therapeutisch am besten bewährt. Durch die Entscheidung für ein Paradigma wird die Blickrichtung des Therapeuten aber von vorn herein festgelegt.

Cui bono? Manchmal hat man den Eindruck ein Paradigma diene mehr dem Behandler als dem Patienten, um die unüberschaubare Fülle aller therapeutischen Interventionen auf ein akzeptables Maß zu reduzieren und das Denken desselben nicht zu überfordern. Praktisch jeder psychologisch tätige Praktiker wird sein methodologisches Repertoire mit der Zeit auf relativ wenige Methoden reduzieren, mit denen er selbst gut zurecht kommt und die sich aus seiner Sicht in der Praxis bewährt haben. Die Auswahlkriterien hierfür werden u. a. von der psychischen Struktur des Behandlers (Vorlieben), seiner Ausbildungserfahrung (Paradigmen) und seinem spezifischen Klientel bestimmt werden und weit weniger von der nicht erfassbaren und unbekannten Realität der menschlichen Psyche!

Ziele der Psychotherapie

Das wäre als würden die Teilnehmer an einem Wettrennen zu einem Ziel mit unbekannter Entfernung die Art der Fortbewegung weitgehend nach ihren bisherigen Fähigkeiten festlegen, anstatt an der Realität und den Erfordernissen der Zielerreichung. Dann würden nämlich der Jetpilot gegen den kenianischen Marathonläufer und einen Autorennfahrer antreten, ohne ihre Methode zu adaptieren, weil sie nur die Richtung der Anstrengung kennen.

Liegt das Ziel gleich um die Hausecke, dann wird der Läufer im Vorteil sein. Ein Ziel auf einem anderen Kontinent wird der Jetpilot zuerst erreichen. Liegt das Ziel jedoch auf dem Mond, dann werden sich alle drei schwer tun. Bei den meisten Zielen wird jeder der drei Teilnehmer irgendwann und irgendwie den Abstand verkürzen können. Jedoch ist unstrittig, dass eine Variation der Fortbewegung und Methoden mehr als wünschenswert wäre, um Zeit, Mühe und Ressourcen bei Patient und Therapeut zu sparen bzw. überhaupt ans Ziel zu kommen.

Wie kann dies erreicht werden ohne die wahre Natur des Zieles zu kennen?

Die Definition psychischer Abnormität ist uneinheitlich und bewegt sich irgendwo zwischen „Abweichung von der statistischen Mehrheit“, „persönlichem Leidensdruck“ und „problematischer Interaktion im sozialen Kontext“. Seiner Natur nach ist die Abgrenzung psychischer Krankheit von psychischer Gesundheit keine einfache Definitionssache, sondern ein kontinuierliches Spektrum ohne eindeutige Grenzen, oder: Wir alle sind mehr oder minder „Gaga“!

Normalität?

Die Psychotherapie hat das erklärte Ziel, den der Behandlung bedürftigen Patienten wieder zur psychischen Normalität zu führen bzw. definiert psychische Gesundheit als das, was die Mehrheit aller Menschen präsentieren. Erstrebenswert und gesund gilt hier der seelische Zustand der Masse. Religion – v. a. die östlichen wie Buddhismus, Zen, Hinduismus, Sufismus – jedoch definiert die Mehrheit in ihrer Normalität als krank!
Während die Psychologie sich mit der Normalität zufrieden gibt, will Religion darüber hinausgehen und das Ich des Menschen transzendieren, um den Menschen zum Zustand bewusster Glückseligkeit zu führen. Erleuchtung, Satori oder Gotterfahrung mögen hier als Synonyme für diese Heilung des Menschen von der Identifikation mit seinem Körper und Geist stehen.

Was wäre nun, wenn wir unsere Psychotherapie über das Ziel der „Normalität“ hinaus hin zur Glückseligkeit erweitern würden? Genau dies habe ich mit meinen Büchern getan. Lassen Sie sich doch von „Magie der Hypnose“ überraschen!

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